FOTO: NAIVE
P O P
C D s
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NEUES AUS
DER MUSIKWELT
SPEZIALTIPP
St. Paul & The Broken Bones
HALF THE CITY
Single Lock/Alivc CD
Auch als LP geplant
Ben Tanner von den Alabama
Shakes hat alles im Retro-Feeling
perfekt produziert: die Steve Crop-
per-Licks, die Stax-Bläser, den sei-
nen Idolen (Otis Redding, Al Green)
nacheifernden Sänger, den ganzen
Memphis-Soul der
6
oer-/frühen
7
oer-Jahre und nicht zuletzt den
charakteristischen Sound der Stax/
Volt- und Hi Records-Aufnahmen.
(Allerdings wiesen die einiges mehr
an Grundtonwärme auf als diese
„historisierenden“ Produktionen.)
Nur „spielt“ Sänger Paul Janeway
seine Idole eher, benutzt sie mehr
als Rollenmodelle, als dass er die
Songs von Herzen empfunden vor-
tragen würde.
F. Sch.
MUSIK ★ ★ ★ ★
KLANG "★ ★ ★ ★ ★
M iranda Lam bert
PLATINUM
RCA
CD
(
58
)
Mit Rockballaden, Power Pop und
dem mehr an Johnny Otis denn
Country Music erinnernden „Pris-
cilla“ stellt Miranda Lambert die
Geduld der Fans anfangs auf eine
harte Probe. Schön „old-timey“
klingt sie erst bei „Old Shit“, Tom
T. Halls „All That’s Left“ und dem
der Ragtime-Ära nachempfunde-
nen „Gravity Is A B**ch“. Die mit
Ashley Monroe geschriebenen
„Another Sunday In The South“
und „Holding On To You“ und das
mit Brandy Clark komponierte
„Two Rings Shy“ gehören zu den
Besten in diesem - für Country-Ver-
hältnisse unerhört - originellen
Stilmix inklusive der Präsenz vieler
Kolleginnen.
F. Sch.
MUSIK ★ ★ ★ ★ ★
KLANG ★ ★ ★ ★
The Moons
MINDWAVES
Schnitzel/Rough Trade CD
(LP geplant)
(
45
')
Trotz ihrer bisher zwei Alben
blieb die britische Band mit dem
„The“-Namen ein Geheimtipp. Dabei
geht der Indie-geprägte Gitarrenpop
der Moons erstaunlich gut ins Ohr.
Ohne Anbiederung und aufgewärmte
Plattitüden folgt die Band um Gitar-
rist und Sänger Andy Crofts - auch
als Keyboarder für Paul Weller tätig
- ihrem psychedelischen Weg, der an
die frühen Pink Floyd, David Bowie
und Marc Bolan erinnert. Das klingt
altmodisch und ist es auch. Macht
aber nichts, denn selten kamen in
letzter Zeit die
60
er so sympathisch
daher wie in Form dieser rüpeligen
und
liebevoll instrumentierten,
klanglich aber unterdurchschnittli-
chen Rocksongs.
pb
MUSIK ★ ★ ★ ★ ★
KLANG ★ ★ ★ ★ ★
____________
Brian Setzer
ROCKABILLY RIOT! ALL ORIGINAL
Surfdog/Sony CD
(
40
’)
Auf „Rockabilly Riot! Vol.
1
“ hatte
Brian Setzer
2005
den Pionieren
des Sun-Labels in großartigen
Covers gehuldigt, der Zusatz „All
Original“ der ebenbürtigen Fort-
setzung weist darauf hin, dass
jetzt neue eigene Stücke auf dem
Programm stehen. Und die machen
genauso viel Spaß, strotzen ebenso
vor überbordender Energie. Für den
Amerikaner war Rockabilly ja noch
nie ein Ausstellungsstück fürs Mu-
seum, er hält den Musikstil auch
hier wieder in einer Explosivmi-
schung aus Fetzgitarre, geklopftem
Stehbass und gehämmertem Piano
am Leben. Von wegen Revival! Das
klingt wie just von der Straße ge-
holt.
hake
MUSIK ★ ★ ★ ★ ★
KLANG ★ ★ ★ ★
Asa
BED OF STONE
Naive/Indigo CD
(auch als LP geplant)
Ein wenig erinnert Asa an Joan
Armatrading - allerdings mit ei-
ner guten Portion Jamaika- und
Afro-Vibes. Mit ihrem selbstbeti-
telten Debüt eroberte die
32
-jäh-
rige Sängerin aus Nigeria
2006
die
französischen Charts. Vier Jahre
nach „Beautiful Imperfection“ zeigt
sie sich auf ihrem dritten Album
gereifter und nachdenklicher. Ihr
Händchen für ebenso einfache wie
eingängige Melodien aber hat die
in Paris geborene
Nigerianerin auch
diesmal nicht ver-
loren, was sie nicht
nur im Titelsong
unterstreicht, einer
melancholischen
Soulballade. Dabei
gelingt
ihr
wie
gewohnt eine per-
fekte
Stilbalance
zwischen Pop, Rock,
Soul und Afro.
wz
MUSIK ★ ★ ★ ★ ★
KLANG ★ ★ ★ ★ ★
Hat ein Händchen
für eingängige
Melodien: Asa
M arianne Dissard
THE CAT. NOT ME
Vacilando ,68 (
46
’)/nur als Download MP
3
, FLAC
etc. (bandcamp.com
) oder LP erhältlich (V.Ö
.:
22
.
8
.)
In den letzten vier Jahren war Ma-
rianne Dissard dauernd auf Achse,
sie absolvierte einen Marathon aus
Konzertterminen und Studiositzun-
gen, danach war sie erschöpft und
entwurzelt. Von der inneren Unruhe
nach diesem Kraftakt handelt das
düstere neue Album genauso wie
von Dissards Alpträumen, Obses-
sionen und
Fragen, auf die sie
keine Antwort findet. Kulturell
fühlt sich die Französin, die lange
in Tucson lebte, zerrissen zwischen
Europa und den USA. Die passable
Musik bildet diesen Zwiespalt in
einem nicht immer reibungslosen
Aufeinandertreffen von Chanson
und Americana adäquat ab.
hake
Old Crow M edicine Show
REMEDY
PIAS CD
(auch als LP erhältlich)
Lange vor den Secret Sisters hatte
die Band Old Crow Medicine Show
mit „Wagon Wheel“ einen von Bob
Dylan als Skizze entworfenen Song
fertig komponiert, um mit dem Gas-
senhauer unglaublich erfolgreich
abzuheben. Wieder unfertig von
demselben übernommen dürfte
„Sweet Amarillo“ nun die Karriere
weiter fördern. Obwohl mehr „old-
timey“ als die Avett Brothers auch
mal
an
Stringband-Traditionen
anknüpfend, sind virtuose Blue-
grass-Exkursionen wie „Tennessee
Bound“ oder
„8
Dogs
8
Banjos“
natürlich trotzdem Pflicht. Und als
„Knastbrüder“ überzeugen sie jeder-
zeit bei „The Warden“ und „Brushy
Mountain Conjugal Trailer“.
F. Sch.
MUSIK -
MUSIK ★ ★
KLANG ---------
124 STEREO 9/2014
★ ★ ★ ★ ★ hervorragend I ★ ★ ★ ★ sehr gut I ★ ★ ★ solide I ★ ★ problem atisch I ★ schlecht